Die Mehrzahl der Fachartikel erscheint mittlerweile online. Durch den Einsatz von SEO-Techniken stellen wir sicher, dass sie möglichst viele Leser finden.
Ich habe kein Sport studiert, keine Ausbildung zum Fitnesstrainer absolviert, aber ich habe vor knapp einem Jahrzehnt einen Artikel darüber geschrieben, wie Liegestütze funktionieren. Hände schulterbreit abstützen, Körperspannung halten, Nase zum Boden absenken und so weiter. Andere können all das sicher besser erklären, aber wohl kaum jemand auf diesem Planeten hat mit einem Text über Liegestütze bislang ein breiteres Publikum erreicht: Weil meine Anleitung bei Google lange Zeit für das Suchwort „liegestütze“ auf Platz 1 rankte, haben ihn über die Jahre mehr als zehn Millionen Nutzer aufgerufen.
Auch wer mit Technologiethemen eine hohe Reichweite erzielen will, muss Google als Traffic-Quelle immer mitdenken. Das gilt natürlich in erster Linie für die eigene Homepage, aber es gilt auch für Fachartikel, die auf fremden Webseiten erscheinen. Die Frage soll nachfolgend lauten, wie wir das Ranking eines Fachartikels für relevante Keywords verbessern können, damit der Text über Suchmaschinen besser gefunden wird und somit möglichst viele Leser erreicht.
Weshalb SEO für Fachartikel?
Zu Beginn lohnt ein kurzer Abriss, auf welchen Wegen Fachartikel ihre Leser finden: Die Stammnutzer eines Mediums rufen dessen Website in der Regel direkt auf, das heißt durch Eingabe der Adresse in den Browser oder durch den Klick auf ein Bookmark („direkte Aufrufe“). Auf der Startseite suchen sie sich dann die Texte aus, die sie interessieren. Bei vielen Fachmedien machen Zugriffe dieser Art jedoch nur einen kleinen Teil des gesamten Besucheraufkommens aus. Verschwindend gering ist in der Regel auch der durch soziale Medien und externe Verlinkungen („Verweise“) vermittelte Traffic. Organische Suchmaschinentreffer sind deshalb zumeist die weitaus wichtigste Traffic-Quelle. Diesen Umstand müssen wir berücksichtigen, wenn wir in einem solchen Medium einen Fachartikel platzieren – zumindest sofern ein ernsthaftes Interesse daran besteht, dass dieser auch Leser findet.
Der Online-Auftritt der Computerwoche liefert ein konkretes Beispiel: Bei ihm kommen 24 Prozent des Besucheraufkommens durch direkte Aufrufe zustande, ein Prozent durch soziale Medien, zwei Prozent durch Verweise und 73 Prozent durch Suchmaschinen.
SEO für Fachartikel in drei Schritten
Grundsätzlich entscheiden viele Faktoren über das Ranking eines Artikels: Backlinks (intern und extern), Nutzersignale (z.B. Click Through Rate, Bounce Rate, Time On Site), Social-Signale (Likes und Shares), technische Faktoren (Verschlüsselung, Seitenladezeit, URL-Länge), User Experience (Zahl der Bilder, Schriftgröße, Flash) und Content (Wortanzahl, Keyword-Platzierung, Keyword-Dichte). Wer Inhalte auf einer fremden Seite veröffentlicht, kann nur zwei Faktoren wirklich maßgeblich beeinflussen: die Nutzersignale und den Content.
- Keyword-Recherche: Die Keyword-Recherche ist Teil der Themenfindung. Wofür will ich womit ranken? Das perfekte Keyword erfüllt zwei Kriterien. Erstens beschreibt es exakt den Inhalt des Artikels – der Leser muss im Text das finden, wonach er gesucht hat. Wer über Nischenthemen schreibt, kann auch nur für ein Nischen-Keyword ranken. Zweitens weist es ein möglichst hohes Suchvolumen auf – in Deutschland suchen zum Beispiel mehr Personen nach „IoT“ als nach „Internet der Dinge“ und mehr nach „DSGVO“ als nach „GDPR“. Bei B2B-Keywords besteht jedoch oft das Problem, dass niemand zuverlässige Daten über das vergleichsweise geringe Suchvolumen liefern kann. In einem solchen Fall muss man auf Tools zurückgreifen, die zusätzlich auch die Autocomplete-Funktion von Google scrapen. Das kostenlose Tool Ubersuggest liefert Daten zum Suchvolumen. Das ebenfalls kostenlose AnswerThePublic basiert auf Autocomplete-Daten, liefert grafische Aufbereitungen und bietet Funktionen, die die Ideenfindung unterstützen sollen.
- Keyword-Optimierung: Wenn man sein Keyword gefunden hat, muss man es in den Text einbauen. Auf jeden Fall muss es in die Überschrift – und zwar möglichst weit vorne in die Überschrift. Sofern das Content Management System des Mediums es ermöglicht, auch eine Meta Description und einen „SEO-Title“ (gemeint ist damit der Inhalt des HTML-Tags <title>) zu hinterlegen, sollte man diese beiden Informationen jeweils mitliefern. In diesen muss das Keyword ebenfalls auftauchen. Entscheidend ist aber, dass sie das Interesse des Lesers wecken. Wie präsent das Keyword im Fließtext sein muss, bleibt unter Fachleuten umstritten. Eine feste „Keyword-Dichte“ anzustreben oder vermeintlichen Wunderformeln (z.B. WDF*IDF) zu folgen, ist nicht mehr sinnvoll – wichtiger ist eine gute Lesbarkeit.
- RGI – Richtig gute Inhalte: Nutzersignale wie Bounce Rate oder Time On Site hängen von verschiedenen Faktoren ab (Ladezeiten, Werbebanner…), vor allem aber von der Qualität der Inhalte. Google kann sie immer zuverlässiger messen und verwendet sie deshalb mittlerweile neben Backlinks als zentralen Ranking-Faktor. Im Klartext bedeutet das: Der Content muss anders als früher nicht mehr nur den Algorithmen gefallen, sondern in erster Linie dem Nutzer. Die wichtigste Frage dabei: Entspricht mein Content der Suchintention des Nutzers – biete ich ihm also die Inhalte, nach denen er sucht? Daneben geht es um eine ansprechende Gestaltung – mit Bildern, Zwischenüberschriften und einer verständlichen Sprache.
Abschließender Exkurs: Was ist mit SEO für Pressemitteilungen?
Wenn SEO für Fachartikel mehr Reichweite verspricht, was ist dann mit der zweiten wichtigen PR-Textsorte, mit der Pressemitteilung? Hier soll abschließend klar gesagt werden, dass sich eine Optimierung zumeist nicht lohnt. Denn wenn ein Redakteur das Thema zwar aufgreift, den Text aber umformuliert, verpufft der Effekt. Wenn eine Meldung hingegen auf mehreren Plattformen wortgleich veröffentlicht wird, entspricht sie Googles Definition von „Duplicate/Copied Content“ und hat damit praktisch keine Chance auf relevante Rankings. Anders als bei Fachartikeln ist es übrigens auch nicht unbedingt ratsam, gezielt Backlinks in Pressemitteilungen zu packen. Früher war das ein beliebter SEO-Trick, heute hat dieses Vorgehen im besten Fall keinen nennenswerten Effekt oder wird im schlimmsten Fall von den Google-Algorithmen als Linkspam eingestuft – Ranking-Verluste sind die Folge.